«Wenn i nume wüsst wo ds Vogellisi wär, s’Vogellisi chunt vo Adelbode her.» Jede Schweizerin, jeder Schweizer kennt das Lied, welches das Berner Oberland besingt. Doch weiss man auch, dass das geheimnisvolle junge Mädchen mit Vögeln reden kann und die heilenden Kräfte der Alpenkräuter kennt? Das Vogellisi liebt ihre Freiheit und die Berge über alles. Doch als ihr Vater beim Schieferabbau ums Leben kommt, gerät ihre heile Welt ins Wanken. Jetzt muss sie selbst für sich und die erkranke Mutter sorgen. Als die einzige Kuh verkauft ist, lässt sich das Vogellisi im Grandhotel anstellen. Sonderbares erlebt sie da als Zimmermädchen. In Zimmer 203 sitzt ein Wellensittich in einem goldenen Käfig, und den bleichen, altklugen Karl-Joseph, dem der Vogel gehört, mag sie nicht auf Anhieb. Doch der Junge hat einen grossen Traum. Zusammen brechen sie auf.

Annemarie Stählis Naturmärchen spielt zu Beginn des 20. Jahrhunderts am Fusse des Wildstrubels, just dann, als in Adelboden die ersten Grandhotels ihre vornehmen Gäste empfangen. Mit Witz und Einfühlungsvermögen lässt die Autorin die Welt der Bergbevölkerung mit jener der noblen Gesellschaft aus Europas Grossstädten aufeinanderprallen. Eine berührende Geschichte zwischen Wirklichkeit und Fiktion über die Kraft der Berge und über Freiheit und Träume.